Dörfer, Siedlungen und Städte/Sapün | schwarz auf weiß |
Zur Geschichte von Sapün
Der Name Sapün (1273 Sampuni; 1307 Samponi; 1384 Sapünne; 1391 und 1488 Sapiun) wird auf die altromanische Urform Sampugn zurückgeführt, was «Kuhschelle» (symphoniu) bedeuten soll.
Vor Ende des 13. Jahrhunderts sind keine Hoheits- und Besitzrechte über und im Tal Schanfigg urkundlich feststellbar. 1338 steht es dann von Sassael (Sassal) untz uff Striael (Strela) als vazisches Erbe und bischöfliches Lehen im Besitz des Grafen Rudolf von Werdenberg und seiner Gemahlin Ursula von Vaz. Das Lehen, welches erb- und auch kaufweise in die Hände der Grafen von Toggenburg, Montfort, der Matsch und zuletzt des Hauses Österreich überging, erfasste alle damals gegebenen Herrschaftsrechte.
Dabei war das Sapüner Tal bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts ein nicht dauernd bewohntes Alpgebiet, welches damals noch zu Peist und in die Pfarrei St. Peter gehörte. Vom Churer Dompropst Friedrich von Montfort wurde die Alp Sapün 1273 an Heinrich von Peist und seine Nachkommen zu Zins verliehen. Als später die Herren von Peist und Palätsch (alte Schanfigger Freie) dieses Alplehen aufgaben, wurde es zusammen mit der Alp Medergen 1307 vom Churer Dompropst Rudolf von Montfort an Johann, Sohn des Johann, genannt Balung aus dem Wallis und seine in direkter Linie abstammenden Nachkommen als Erblehen übergeben.
1311 gelangte auch das Nachbartal Fondei, in welchem sich bereits Walser von Davos her niedergelassen hatten, in die Hand des Churer Domkapitels.
Parallel dazu begann die durch Donat von Vaz 1289 in Davos angesiedelte erste Walser Generation bereits Ende des 13. Jahrhunderts über den Strelapass Sapün, über die Schwifurgga Medergen und Arosa sowie über Duranna das Fondeier Tal zu kolonisieren.
Auf Grund der alten Gesamtlehen bildeten die Leute aus den Alpen Sapün, Medergen, Fondei und Arosa in der Folge Nachbarschaften und Gemeinden mit rechtlicher Funktion auch im Hinblick auf das Gericht Langwies. Das Gebiet am Platz (Dorf Langwies) war bereits vorwalserisch erschlossen. Seit dem 14. Jahrhundert gelangte es aber als Einzelerblehen an aus den Alpen hervorstrebende Walser Familien, wie 1384 die Lange Wiese, 1391 der Meierhof und 1427 Palätsch. Bereits in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts war aller Langwieser Boden im Besitz von Walsern.
1384 stiftete Hans Mattli ab der Langen Wiese den Boden für den Bau einer Kirche am Platz (Langwies) und im Jahr darauf, am 9. Mai 1385, wurde dort die gemeinsame Kirche der Walser Kolonisten von Sapün, Fondei und Arosa geweiht.
Die Aroser errichteten erst 1493 ihr Bergkirchlein, das 1520 in eine Kuratskaplanei mit Taufrecht erhoben wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt behielt Langwies die Sakramentsrechte.
Philipp Gallizius reformierte Langwies 1530.
Um 1400 formierten die Walser Kolonisten im hinteren Schanfigg das selbständige Gericht Langwies; es trennte sich vom vorderen Schanfigg (St. Peter) ab und trat unter Ammann Hans Held nach dem Tod Friedrich V. von Toggenburg 1436 als 11. Gericht dem Zehngerichtenbund bei. Von da an teilte das Gericht Langwies das Schicksal dieses Bundes und in diesem Rahmen seit 1450 jenes der Drei Bünde.
Den Langwiesern bestätigten 1441 Heinrich und Ulrich von Montfort die gleichen Rechte und Freiheiten, wie sie den Davosern 1289 verliehen und 1438 bestätigt worden sind: Freie Ammann-Wahl. Selbstverwaltung und freie Gerichtsbarkeit. Das Gericht Langwies konstituierte sich unter einem Ammann aus den zu Nachbarschaften gewordenen Alpen Sapün, Medergen, Fondei, der Langen Wiese und Praden im äusseren Schanfigg, welches schon 1300 von Walther de Wallis, genannt Rötiner, und Johannes de Wallis mit Kindern und Nachkommen vom Kloster St. Luzi in Chur als Zinslehen in Besitz genommen worden ist. Der gemeinsame Ammann wurde dabei durch die Landleute stets aus den drei erstgenannten Nachbarschaften in freier Wahl bestimmt.
Dem Grundherren musste lediglich noch Kriegsdienst innerhalb der Marchen des Zehngerichtenbundes geleistet werden; die Sapüner hatten zudem den Säumern über den Strelapass Schutzgeleit zu bieten. Von dieser Geleitpflicht kauften sie sich bereits 1447 los. Von den auf das kaiserliche Haus Österreich (1479) über die Vazer, die Grafen von Toggenburg, Montfort und die Herren von Matsch zugekommenen Rechten und Herrenzinsen kaufte sich das Gericht Langwies (mit Belfort und dem Unterengadin) 1652 endgültig los.
Die zum Gericht Langwies gehörende Nachbarschaft Sapün (Dörfji, Schmitten, Chüpfen und Hauteralp) hatte bis ins 19. Jahrhundert eigene Dorf-, Weide- und Waldordnungen.
1851 ging die Nachbarschaft Sapün in der politischen Gemeinde Langwies auf, unter Dedizierung der Wälder am Litziort an die neugeschaffene politische Gemeinde Langwies.
Ab Beginn des 18. Jahrhunderts hatte Sapün eine eigene Schule. 1848 wurde durch die Nachbarschaft Sapün das hier schräg gegenüberliegende Schulhaus gebaut. Bis 1873 wurde darin regelmässig Schule gehalten.
Von da an mussten die Sapüner Kinder nach Langwies zur Schule.
Im Untergeschoss des Schulhauses wurde bis 1898 eine genossenschaftlich organisierte Sennerei geführt. Dort ist 1963 eine Dorfwäscherei eingerichtet worden. Auch findet sich in einem Nebenraum die Ausstellung von alten milchwirtschaftlichen Gerätschaften, die auf Voranmeldung hin besichtigt werden kann.
Im 17. Jahrhundert wurden im Hochtal Sapün 51 über 16 Jahre alte Personen männlichen Geschlechts gezählt, was einer Gesamtbevölkerung von rd 250 Menschen entspricht. Heute ist Sapün ganzjährig nur noch von vier Familien bewohnt.
Trotz intensiv betriebener Landwirtschaft (umfassende Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und Viehzucht) bis über 2000 Meter über Meer, u. a. mit grosszügigen Bewässerungsanlagen, mussten immer wieder Sapüner auswärts ihren Lebensunterhalt suchen. Sie taten dies vom 17. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert vorab in den Bündner Untertanenlanden, d. h. in Chiavenna, im Veltlin und der Grafschaft Bormio als Podestaten, Landshauptleute, Vicari und Commissari. Daneben haben viele Männer aus Sapüner Familien fremde Kriegsdienste geleistet, vorab in Frankreich. den Niederlanden und England. Viele kamen dabei um, doch einige machten Karriere und kehrten im Alter begütert nach Hause zurück; so z. B. im 18. Jahrhundert Commandant Christian Mattli, Landshauptmann im Veltlin, Chevalier de I'ordre du mérite militaire, und geadelt durch Louis XV. In dessen Haus ist das Dorfmuseum Sapün eingerichtet. Dieses kann auf Voranmeldung hin besichtigt werden.
1875 erhielt Sapün die PTT-Postablage.
1920 baute das Elektrizitätswerk Davos eine Starkstromleitung von Davos über den Strelapass nach Lüen. Bei dieser Gelegenheit wurde Sapün elektrifiziert. Seit 1969/72 erfolgt die elektrische Versorgung durch das Elektrizitätswerk Arosa.
Im Untergeschoss dieses Schafamattastalles ist eine Sammlung bezüglich des 1972 geschaffenen eidgenössischen Wildbannbezirks Weissfluh (Chüpfertälli, Chüpferflua, Strela, Hauterhora, Hautertälli, Weissfluh, Stelli und Hauteralp) mit alten Sapüner Jagdwaffen untergebracht. Sie kann auf Voranmeldung hin besichtigt werden. A. D. 1980