Walsersiedlung St. Martin im Calfeisental
Zur Geschichte von St. Martin im Calfeisental –1350 m ü. M.
- 1348 erhielten einige Walserfamilien die Alp Sardona als Lehen vom Kloster Pfäfers. Sie wurden eine Kolonie von 100 Personen in 12 Familien.
- 1380 bauten sie das Kirchli St. Martin als Pfarrkirche. Kirchengut war die Martinsalp, jetzt Brändlisberg. Der Pfarrer von Weißtannen kam jährlich viermal über den Heitelpass (ca. 7 Stunden) und las Stiftmessen für die Hirten. Sonstige Gottesdienste, Taufen und Beerdigungen wurden von Priestern aus dem Kloster Pfäfers zelebriert.
- Parton wurde der heilige Martin, Bischof von Tours, ein beliebter Heiliger bei den Walsern. Weil er nichts zum Verschenken hatte, zerschnitt er
seinen Soldatenmantel in zwei Teile und gab davon einem Bettler die Hälfte. Diese Szene ist auf dem Altarbild und rechts in einer geschnitzten Reiterstatue
festgehaIten.
- Mitte des 16. Jahrhunderts zogen viele Walserfamilien in mildere Gegenden wie Weißtannen, St. Margrethenberg, Gams und Malans. Die Höfe wurden als Alpen an die Gemeinden Malans und Vilters verkauft. Durch viele Lawinen, Steinschlag und weitere Naturkatastrophen wurde ein ganzjähriges Verbleiben
unzumutbar.
- 1652 zogen die letzten Walser aus nach Vättis. Es waren dies die Witwe Suter und ihre zwei Söhne. Seither liest der Pfarrer von Vättis im Kirchli während des Sommers einige Jahreszeitmessen. Am letzten Julisonntag feiert man das Kirchweihfest mit Messe, Musik und anschließender Chilbi. Dieser Sonntag heißt Jakobisunntig.
- 1858 wird der Kapellfond mit der Kirchgemeinde Vättis vereinigt. 1955 fand eine gründliche Restauration statt und das Kirchli wurde anschließend unter Denkmalschutz gestellt. Die Leitung hatte Architekt Sulser von Chur inne.
- Der derzeitige Altar stammt aus dem Jahre 1709. Das Kreuz und die St. Martinstatue rechts sind Votivbilder eines dankbaren Älplers und sind sehr alt. Am Altar stehen die Statuen von St. Martin und vom heiligen Pirmin, dem Gründer des Klosters Pfäfers. Es sind Nachbildungen, hergestellt vm Stephan Gort. Die Originale sind im Ortsmuseum in Vättis.
- Für die Erfrischung der Wanderer und Pilger wurde von der Vättner Familie Kohler eine kleine Wirtschaft eröffnet. Nach dem Tod von Martin Kohler ("Chilchli-Martin") wurde diese ab 1973 von Klemes Nigg weitergeführt. Er ließ den einsamen Weiler stillecht renovieren. Nach seinem Tod übernahm seine Frau Lisa Nigg die Führung des Restaurants, jetzt zusammen mit Sohn Christian Lampert und dessen Familie. Im schrecklichen Lawinenwinter 1999 entging der Weiler St. Martin mit Gottes Vorsehung größeren Schäden.